Im Rahmen des EU-Projekts ClieNFarms (Climate Neutral Farms) wurden auf 11 Lieferbetrieben der Upländer Bauernmolkerei Klimabilanzen erstellt. Dabei wird Optimierungspotential aufgezeigt in den Bereichen Tierhaltung und Tiergesundheit, CO2-Speicherung, Güllemanagement und Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Die Ergebnisse sollen später mit weiteren 100 Milchlieferbetrieben der Upländer Bauernmolkerei ausgetauscht werden.
Das EU-Projekt ClieNFarms erstellte für elf Lieferbetriebe der Upländer Bauernmolkerei erstmalig Klimabilanzen. Auf dem Biohof Emden in Ober-Werbe präsentierten die Projektpartner nun die ersten Ergebnisse.
ClieNFarms steht für Climate Neutral Farms. Entlang von 20 landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten in 16 europäischen Ländern werden Klimaschutzmaßnahmen dokumentiert, bewertet und optimiert. Das Forschungskonzept basiert auf Fallstudien mit Demonstrationsbetrieben. Auf den Höfen sollen neue Wege zur Reduzierung von Treibhausgasen und zur Kohlenstoffbindung erprobt werden. In den Bereichen Tierhaltung und Tiergesundheit, Kohlenstoffspeicherung, Güllemanagement sowie der Nutzung erneuerbarer Energiequellen soll damit das Optimierungspotenzial für die Betriebe aufgezeigt werden.
In Deutschland arbeiten für den Bereich ökologische Milchviehhaltung die Justus-Liebig-Universität Gießen mit dem Lehr- und Versuchsbetrieb Gladbacher Hof, die Upländer Bauernmolkerei (UBM) sowie der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in enger Partnerschaft zusammen. Prof. Dr. Andreas Gattinger und Dr. Deise Knob (JLU) stellten auf dem Biohof Emden in Ober-Werbe nun die ersten Ergebnisse der Datenerhebung vor. Die individuellen Klimabilanzen der Betriebe wurden mit dem offiziellen CoolFarmTool ermittelt, um sie international vergleichen zu können.
„Die derzeit verfügbaren Werkzeuge zur Berechnung der Klimabilanzen wurden für konventionelle Betriebe entwickelt. Die Tools sind daher nicht in der Lage, die Komplexität eines biologischen Systems abzubilden, das sich durch die Nährstoffkreisläufe mit einem Fokus auf Biodiversität und Bodengesundheit auszeichnet”, informiert das Forscherteam vorab. „Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel fallen im Biolandbau die Emissionen weg, die aus deren Herstellung resultieren. Ferner sorgt der hohe Anteil aus Luzerne und Gras vom Dauergrünland und Weidegang im Sommer, für eine bessere Kohlenstoff-Rückbindung im Boden. Insofern schöpfen die Biomilch-Betriebe schon sehr viel Potential aus dem Bereich des natürlichen Klimaschutzes aus”, erklärt Prof. Dr. Andreas Gattinger. “Für unsere Bio-Weidemilchbetriebe stehen zudem die Bewahrung der Artenvielfalt und das Tierwohl im Fokus”, ergänzt Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Milcherzeugergemeinschaft (MEG).
Im ClieNFarms-Projekt hat das Forscherteam die elf Upländer Lieferbetriebe in die beiden Gruppen Low-Input (ohne Maissilage und Kraftfutter) und High-Input (mit Maissilage und Kraftfutter) unterteilt. Die High-Input-Betriebe erreichen eine durchschnittliche Milchproduktion von 9000 Litern pro Kuh und Jahr, während die Low-Input-Betriebe eine durchschnittlich Jahresmilchleistung von 6100 Liter Milch pro Kuh aufweisen.
„Bei der Berechnung pro Kilogramm Milch lag der Durchschnitt der Betriebe bei 1.06 kg CO2 Äquivalent (CO2e). Die High-Input Betriebe kamen im Schnitt auf einen Wert von 0.93, die Low-Input-Höfe auf 1.23 “, erläuterte Projektleiterin Dr. Deise Knob. „Trotz einer deutlich niedrigeren Jahresmilchleistung von durchschnittlich 2000 Litern liegen die Öko-Milchviehbetriebe damit immer noch im Mittelfeld aller milcherzeugenden Betriebe von 1 bis 1,3 Kilogramm CO2 Äquivalent pro Kilogramm Milch.“
„Betrachtet man die Emissionen pro Hektar, sieht das Bild noch besser aus“, erklärte Prof Dr. Andreas Gattinger, Professur für Ökologischen Landbau der JLU. Low-Input-Betriebe (ohne Maissilage und Kraftfutter) mit Grünland-basierten Systemen weisen geringere Emissionen auf als High-Input-Betriebe. Die durchschnittlichen Emissionen betragen in High-Input-Betrieben etwa 7800 kg CO2-Äquivalent pro Hektar, während Low-Input-Betriebe bei 6000 kg CO2-Äquivalent pro Hektar liegen.
Mit den Klimabilanzen könne die Molkerei belegen, dass auf den Weidemilch-Biohöfen im Schnitt wesentlich weniger Treibhausemissionen pro Hektar entstehen als im konventionellen Durchschnitt. Den größten Einfluss auf die Klimawirkung der Höfe habe dabei das Management, so das Fazit der Forscher. Wichtige Faktoren seien ein gutes Tiergesundheitsmanagement und die Langlebigkeit der Tiere. Weiteres Potenzial zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen sieht das Forscherteam im Einsatz von Biogas-Anlagen und Agroforst. „Zudem verursacht Grundfutter, das vor Ort erzeugt wird geringere Emissionen als Anbau, Aufbereitung und Transport von Kraftfuttermitteln“, ergänzt Sven Lorenz, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft. Mit der Bio-Milcherzeugung in der Region und kurzen Lieferketten sorgen die Betriebe zudem für eine nachhaltige Sicherung der Ernährungssouveränität.
Die Ergebnisse des Projektes werden nun mit 100 weiteren Milchlieferbetriebe der Bauernmolkerei ausgetauscht, um klimafreundliche Praktiken auf möglichst vielen Höfen zu etablieren.
Bild von links: Susanne und Heinfried Emden, Biohof Emden; Sven Lorenz, Vorsitzender der MEG; Prof. Dr. Andreas Gattinger und Dr. Deise Knob, Justus-Liebig Universität Gießen; Lisa Fröhlich, Klimaberatungsteam LLH und Tobias Kleinsorge, Geschäftsführer Upländer Bauernmolkerei.
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Molkerei der Bio-Bauern – die Upländer Bauernmolkerei wird seit 1996 von Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern in eigener Regie geführt. Sie sichert die Existenz von mittlerweile 110 Bio-Milchbauern mit insgesamt 7000 Kühen in der Region. Die Betriebe liegen in einem Umkreis von 100 Kilometer rund um die Molkerei, das spart lange Transportwege und schont die Umwelt. Tierwohl, Arten- und Klimaschutz stehen bei der Upländer Bauernmolkerei an höchster Stelle. Unsere Kühe erhalten, wann immer möglich, Auslauf im Freien auf der Weide. Seit 2024 werden die Upländer Produkte vollzählig in Weidemilch-Qualität abgefüllt.